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Freitag, 26. November 2004
"Auch wenn es schmerzt"
VON PETRUS VAN DER LET (Spectrum)
VON PETRUS VAN DER LET (Spectrum)
peacecamp, 00:22h
"Palästinenser sprengen Busse in die Luft." - "Und israelische Soldaten zerstören Häuser und nehmen arabisches Land." Israelische und palästinensische Schüler in einem österreichischen Friedenscamp: eine Dokumentation.
Frühling 2004. Auf dem Flughafen von Klagenfurt kommen 16 Jugendliche aus Israel mit Lehrern an: acht Mädchen und acht Burschen, die in den nächsten zehn Tagen mit Schülern des Alpen-Adria-Gymnasiums-Völkermarkt in Rechberg bei Eisenkappel ein Friedenscamp veranstalten. Die israelischen Jugendlichen kommen zur Hälfte von der jüdischen Ramot Hefer High School, einer regionalen höheren Schule in der Sharon-Ebene; die andere Hälfte stammt aus der arabischen Ibn Sina High School der Stadt Kalanswa, gehört also zur arabischen Minderheit in Israel. Sie mussten vor dem Abflug in Tel Aviv - im Unterschied zu den jüdischen Jugendlichen - eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen, und auf den Einwand einer Lehrerin, sie wären doch alle Israelis, meinte die Zollbeamtin nur lakonisch: "Das interessiert mich nicht." Darüber sind nun eher die Erwachsenen erregt, die Jugendlichen musizieren und freuen sich, sind doch einige von ihnen zum ersten Mal im Ausland.
Das psychologische Konzept zu dem Treffen stammt von der Psychotherapeutin Evelyn Böhmer-Laufer, die ursprünglich von zwei Wiener Schulen eine Zusage erhielt, die dann widerrufen wurde. Als Produzent eines Dokumentarfilms über das Camp stellte ich den Kontakt zum Alpen-Adria-Gymnasium her, das sofort bereit war mitzumachen, und dank der Unterstützung von Susanne Shaked, der Präsidentin von Hadassah Österreich, soll die Friedensinitiative nun sogar jährlich wiederholt werden.
Schon am ersten Tag mussten die Jugendlichen bei verschiedenen Aufgaben und Aktivitäten zusammenarbeiten, und so kam man bald ins Gespräch.
Maia: Ist Kalawansa nicht neben Tulkarem?
Saida: Ja, aber auf israelischer Seite.
Anat: Neben Beit Lid? Da kam 1996 der Freund meiner Freundin bei einem Terroranschlag ums Leben.
Fuad: Mein Cousin wurde in Nablus von einem israelischen Soldaten erschossen. Genau wie die Soldaten, die an der Bushaltestelle von Beit Lid standen.
Monika: Seid ihr nicht alle Israelis? (Stille)
Maia: Ja, aber Palästinenser sprengen Busse mit Schulkindern in die Luft.
Ali: Und israelische Soldaten zerstören Häuser und nehmen arabisches Land.
Martin: Wäre es nicht besser, die Vergangenheit einfach zu vergessen, einfach das Leben zu leben?
Dan: Na klar, das sagst du - was habt ihr denn vor 60 Jahren getan? (Stille)
Monika: Hey, lasst uns Musik machen. Wer mag Metallic?
Nach den Dreharbeiten wird heftig weiterdiskutiert - vor allem unter den Erwachsenen. Yoav erwähnt, dass einige der männlichen Selbstmordattentäter ihren Penis mit Metall schützen, um ihn unversehrt ins angebliche Paradies mit den vielen Jungfrauen zu retten, und fast alle sind sich einig, dass es nur Frieden geben wird, wenn sich die Israelis von den radikalen Siedlern distanzieren und die Palästinenser von den Selbstmordattentätern.
Die Jugendlichen wollen nach den Diskussionsrunden eher die Umgebung erkunden und stellen oft verblüffend klare Fragen: Waren die Kreuzzüge nicht auch eine Art "Heiliger Krieg"? Wurde nicht Europa jahrhundertelang von Religionskriegen erschüttert? Die 16-jährige Reut findet es ungerecht, dass man sich nicht für eine Religion entscheiden kann, sondern in sie geboren wird. Und fast alle Jugendliche wollen die Welt kennen lernen, reisen, dem Anderen, dem Fremden begegnen, um es zu verstehen.
Im Vorwort zur zweiten Auflage seines Buches "Die Gnosis und der Nationalsozialismus" hat Harald Strohm diese Diesseitsfreude als Gegensatz zum Gotteskriegertum - nicht nur der Nazis - analysiert: Wie ehedem beanspruchen auch die heutigen Gotteskrieger, die Welt mit Religion und transzendent verbürgten "Werten" zu erretten. Damit aber bezeugen sie, unwissend, aber klar, die Folgen der alten Weltverlorenheit. Denn in ihrer Sehnsucht, in ihrer Sucht nach Sinn und Erlösung Mal um Mal ins Leere flehend, projiziert sich zuletzt ihr Welt- und Selbsthass auf Dritte, die ihnen eben dadurch zu Repräsentanten des Bösen geraten. "Ihr liebt das Leben, wir den Tod", bekannten die muslimischen Massenmörder von Madrid im März 2004. Übersetzt ins psychologisch Richtige: "Ihr Europäer der Moderne lernt das Leben wieder lieben; aber wir, die wir noch verfangen sind in altem Wahn, hassen uns - und deshalb euch: denn Gott ist fern, uns aber groß und allmächtig." Bis auf weiteres bleibt freilich festzuhalten: Das Gotteskriegertum des Nationalsozialismus ist ob des Grads an Perversion, industrieller Perfektion und staatspolitischer Organisation mit dem des Islam nicht zu vergleichen.
Aber sollen wir angesichts des islamischen Gotteskriegertums wirklich jenen Beschwichtigungen glauben, die solchen "Islamismus" vom "wahren Islam" streng trennen? Die öffentliche Diskussion über den Islam hat noch nicht wirklich begonnen, meint Harald Strohm, zumindest noch nicht mit den Mitteln "der Moderne". Selbst elementare Einsichten blieben bislang unbeachtet; zum Beispiel die, dass jedes ideologische System in seinen Wirkungen kontextabhängig ist. Erst dieser Zusatz macht die verschiedenen Gesichter des "wahren Islam" verständlich. Denn natürlich hat auch der Islam - in entsprechenden Kontexten - das Zeug zu Friedfertigkeit, Weltoffenheit und kultureller Blüte. Aber in anderen Kontexten hat er - und hatte er schon unter Mohammed - eben auch aggressive, autoritäre und menschenverachtende Züge.
Eine weitere, spätestens seit Nietzsche und Freud etablierte Einsicht der Moderne lautet: Solange Menschen solche Schatten und Altlasten kollektiv verleugnen und verdrängen, schwelen sie untergründig weiter und bleiben gerade dadurch unberechenbar und gefährlich. Das gilt natürlich auch für das Christentum, wo nach 200 Jahren Aufklärung zwar keine Ketzer mehr brennen müssen, aber die Verdrängung von einem halben Jahrtausend Inquisition noch merkwürdige Blüten treibt: 1998 habe ich bei der Frankfurter Buchmesse dem Verleger Bernhard Meuser den Vorschlag gemacht, zu meinem Film "Herrn Hitlers Religion" ein Buch zu schreiben, was dieser begeistert aufnahm: "Das ist es - die Wurzeln des Nationalsozialismus in den esoterischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts." Nach meinem Einwand, dass man wohl nicht alles der Esoterik in die Schuhe schieben könne und wohl auch christliche Traditionslinien aufzeigen müsse, habe ich von dem guten Mann nie wieder etwas gehört.
Sechs Jahre später liegt nun das Ergebnis meiner Anregung vor: "Hitlers Religion" von Michael Hesemann. Darin walzt der Autor zwar das Material aus meinen Filmen "Adolf Lanz - Mein Krampf", "Herrn Hitlers Religion" und "Erlöser" aus, aber eben unter Weglassung der christlichen Traditionslinien. Er stellt Hitlers Religion als Gegenreligion zum Christentum dar, vor allem zum Katholizismus. Der österreichische Bischof Alois Hudal, der schon in den Dreißigerjahren den Nationalsozialismus als die Ideologie für Christen bejubelt und nach dem Weltkrieg die "Rattenlinie" (Flucht der KZ-Schergen nach Südamerika) mitorganisiert hat, wird nur in einer vatikanfreundlichen Episode als "Opportunist" erwähnt. Das Buch gipfelt in der Vermutung, dass bei einem Weiterbestand des Dritten Reiches der nächste Holocaust den Katholiken gegolten hätte.
Geschichtsfälschung durch Weglassung - das werfen sich auch Israelis und Palästinenser vor. Denn was für die Israelis der Unabhängigkeitskrieg von 1948 und ein großer Sieg war, das nennen die Palästinenser "Nakba", die "Katastrophe": die Vertreibung der Palästinenser, die Zerstörung von Dörfern, die Abschiebung in Flüchtlingslager. Plötzlich unterbricht Otman die Diskussion, schaut in die Kamera: "Es war vereinbart, nicht über Politik zu reden, sondern nur über Identitäten. So war das nicht ausgemacht." Die arabischen Jugendlichen schauen verlegen zu Boden, Nili versteht ihren Kollegen, meint, wenn das der Geheimdienst sehe, sei mit Konsequenzen zu rechnen. Doch die Jugendlichen wollen das nicht so im Raum stehen lassen. Spontan veranstalten sie ein Fußballspiel der beiden Klassen, und weil da die arabischen Schüler erfahrungsgemäß gewinnen, herrscht bald wieder gute Stimmung. Nili meint, mit Tränen in den Augen: "Auch wenn es schmerzt, wir müssen Strategien finden, miteinander zu leben. Deshalb sind diese Friedenscamps so wichtig."
Am Abend sind Musik und Tanz angesagt, und man umarmt einander, ist unter Freunden. Der Abschied vor der Rückreise nach Israel wird tränenreich, und man merkt den Jugendlichen an, dass sie es ehrlich meinen. Für Ben war es das wichtigste Erlebnis in seinem bisherigen Leben, und auch Samah wird dieses Treffen nie vergessen. Ist da in den Gesichtern einiger Erwachsener ein Anflug von Scham, warum es nicht immer so sein kann?
Zwei Monate später treffen wir die Jugendlichen in Israel wieder, und nichts von ihrer Begeisterung ist verflogen. Wir treffen allerdings auch andere Kinder, die von der Gewalt, die sie erleben mussten, traumatisiert sind: "Als ich schlief, träumte ich von einem israelischen Flugzeug, das anfing, unser Haus zu beschießen und zu bombardieren. Ich war im Haus und fiel auf den Fußboden. Eine Rakete traf mich auf dem Kopf. Ich fühlte, wie mein Kopf von meinem Körper abfiel; ich hatte große Angst und wachte vor Schreck auf."
Dazu eine Therapeutin des Hadassah Spitals in Jerusalem: "Welche Auswirkung wird das auf die junge Generation haben, die der Gewalt Tag für Tag ausgesetzt ist? Einige Kinder, die Opfer der Gewalt wurden und überlebten, haben immer noch eine enorme Fähigkeit, auch das Leid ihres ,Feindes' nachzuvollziehen. Aber gesamtgesellschaftlich betrachtet führt die Gewalt zu mehr und mehr primitiven Verhaltensmustern. Beide Seiten identifizieren sich vollkommen mit der Rolle des Opfers und verleugnen ihre eigene Aggressivität." [*]
Walter Wehmeyers Dokumentarfilm "Naher Osten - Hoffnung und Trauma der Jugend" wird am 28. November bei der Jüdischen Filmwoche im Wiener Cinema de France uraufgeführt. Beginn 18.30 Uhr.
Frühling 2004. Auf dem Flughafen von Klagenfurt kommen 16 Jugendliche aus Israel mit Lehrern an: acht Mädchen und acht Burschen, die in den nächsten zehn Tagen mit Schülern des Alpen-Adria-Gymnasiums-Völkermarkt in Rechberg bei Eisenkappel ein Friedenscamp veranstalten. Die israelischen Jugendlichen kommen zur Hälfte von der jüdischen Ramot Hefer High School, einer regionalen höheren Schule in der Sharon-Ebene; die andere Hälfte stammt aus der arabischen Ibn Sina High School der Stadt Kalanswa, gehört also zur arabischen Minderheit in Israel. Sie mussten vor dem Abflug in Tel Aviv - im Unterschied zu den jüdischen Jugendlichen - eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen, und auf den Einwand einer Lehrerin, sie wären doch alle Israelis, meinte die Zollbeamtin nur lakonisch: "Das interessiert mich nicht." Darüber sind nun eher die Erwachsenen erregt, die Jugendlichen musizieren und freuen sich, sind doch einige von ihnen zum ersten Mal im Ausland.
Das psychologische Konzept zu dem Treffen stammt von der Psychotherapeutin Evelyn Böhmer-Laufer, die ursprünglich von zwei Wiener Schulen eine Zusage erhielt, die dann widerrufen wurde. Als Produzent eines Dokumentarfilms über das Camp stellte ich den Kontakt zum Alpen-Adria-Gymnasium her, das sofort bereit war mitzumachen, und dank der Unterstützung von Susanne Shaked, der Präsidentin von Hadassah Österreich, soll die Friedensinitiative nun sogar jährlich wiederholt werden.
Schon am ersten Tag mussten die Jugendlichen bei verschiedenen Aufgaben und Aktivitäten zusammenarbeiten, und so kam man bald ins Gespräch.
Maia: Ist Kalawansa nicht neben Tulkarem?
Saida: Ja, aber auf israelischer Seite.
Anat: Neben Beit Lid? Da kam 1996 der Freund meiner Freundin bei einem Terroranschlag ums Leben.
Fuad: Mein Cousin wurde in Nablus von einem israelischen Soldaten erschossen. Genau wie die Soldaten, die an der Bushaltestelle von Beit Lid standen.
Monika: Seid ihr nicht alle Israelis? (Stille)
Maia: Ja, aber Palästinenser sprengen Busse mit Schulkindern in die Luft.
Ali: Und israelische Soldaten zerstören Häuser und nehmen arabisches Land.
Martin: Wäre es nicht besser, die Vergangenheit einfach zu vergessen, einfach das Leben zu leben?
Dan: Na klar, das sagst du - was habt ihr denn vor 60 Jahren getan? (Stille)
Monika: Hey, lasst uns Musik machen. Wer mag Metallic?
Nach den Dreharbeiten wird heftig weiterdiskutiert - vor allem unter den Erwachsenen. Yoav erwähnt, dass einige der männlichen Selbstmordattentäter ihren Penis mit Metall schützen, um ihn unversehrt ins angebliche Paradies mit den vielen Jungfrauen zu retten, und fast alle sind sich einig, dass es nur Frieden geben wird, wenn sich die Israelis von den radikalen Siedlern distanzieren und die Palästinenser von den Selbstmordattentätern.
Die Jugendlichen wollen nach den Diskussionsrunden eher die Umgebung erkunden und stellen oft verblüffend klare Fragen: Waren die Kreuzzüge nicht auch eine Art "Heiliger Krieg"? Wurde nicht Europa jahrhundertelang von Religionskriegen erschüttert? Die 16-jährige Reut findet es ungerecht, dass man sich nicht für eine Religion entscheiden kann, sondern in sie geboren wird. Und fast alle Jugendliche wollen die Welt kennen lernen, reisen, dem Anderen, dem Fremden begegnen, um es zu verstehen.
Im Vorwort zur zweiten Auflage seines Buches "Die Gnosis und der Nationalsozialismus" hat Harald Strohm diese Diesseitsfreude als Gegensatz zum Gotteskriegertum - nicht nur der Nazis - analysiert: Wie ehedem beanspruchen auch die heutigen Gotteskrieger, die Welt mit Religion und transzendent verbürgten "Werten" zu erretten. Damit aber bezeugen sie, unwissend, aber klar, die Folgen der alten Weltverlorenheit. Denn in ihrer Sehnsucht, in ihrer Sucht nach Sinn und Erlösung Mal um Mal ins Leere flehend, projiziert sich zuletzt ihr Welt- und Selbsthass auf Dritte, die ihnen eben dadurch zu Repräsentanten des Bösen geraten. "Ihr liebt das Leben, wir den Tod", bekannten die muslimischen Massenmörder von Madrid im März 2004. Übersetzt ins psychologisch Richtige: "Ihr Europäer der Moderne lernt das Leben wieder lieben; aber wir, die wir noch verfangen sind in altem Wahn, hassen uns - und deshalb euch: denn Gott ist fern, uns aber groß und allmächtig." Bis auf weiteres bleibt freilich festzuhalten: Das Gotteskriegertum des Nationalsozialismus ist ob des Grads an Perversion, industrieller Perfektion und staatspolitischer Organisation mit dem des Islam nicht zu vergleichen.
Aber sollen wir angesichts des islamischen Gotteskriegertums wirklich jenen Beschwichtigungen glauben, die solchen "Islamismus" vom "wahren Islam" streng trennen? Die öffentliche Diskussion über den Islam hat noch nicht wirklich begonnen, meint Harald Strohm, zumindest noch nicht mit den Mitteln "der Moderne". Selbst elementare Einsichten blieben bislang unbeachtet; zum Beispiel die, dass jedes ideologische System in seinen Wirkungen kontextabhängig ist. Erst dieser Zusatz macht die verschiedenen Gesichter des "wahren Islam" verständlich. Denn natürlich hat auch der Islam - in entsprechenden Kontexten - das Zeug zu Friedfertigkeit, Weltoffenheit und kultureller Blüte. Aber in anderen Kontexten hat er - und hatte er schon unter Mohammed - eben auch aggressive, autoritäre und menschenverachtende Züge.
Eine weitere, spätestens seit Nietzsche und Freud etablierte Einsicht der Moderne lautet: Solange Menschen solche Schatten und Altlasten kollektiv verleugnen und verdrängen, schwelen sie untergründig weiter und bleiben gerade dadurch unberechenbar und gefährlich. Das gilt natürlich auch für das Christentum, wo nach 200 Jahren Aufklärung zwar keine Ketzer mehr brennen müssen, aber die Verdrängung von einem halben Jahrtausend Inquisition noch merkwürdige Blüten treibt: 1998 habe ich bei der Frankfurter Buchmesse dem Verleger Bernhard Meuser den Vorschlag gemacht, zu meinem Film "Herrn Hitlers Religion" ein Buch zu schreiben, was dieser begeistert aufnahm: "Das ist es - die Wurzeln des Nationalsozialismus in den esoterischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts." Nach meinem Einwand, dass man wohl nicht alles der Esoterik in die Schuhe schieben könne und wohl auch christliche Traditionslinien aufzeigen müsse, habe ich von dem guten Mann nie wieder etwas gehört.
Sechs Jahre später liegt nun das Ergebnis meiner Anregung vor: "Hitlers Religion" von Michael Hesemann. Darin walzt der Autor zwar das Material aus meinen Filmen "Adolf Lanz - Mein Krampf", "Herrn Hitlers Religion" und "Erlöser" aus, aber eben unter Weglassung der christlichen Traditionslinien. Er stellt Hitlers Religion als Gegenreligion zum Christentum dar, vor allem zum Katholizismus. Der österreichische Bischof Alois Hudal, der schon in den Dreißigerjahren den Nationalsozialismus als die Ideologie für Christen bejubelt und nach dem Weltkrieg die "Rattenlinie" (Flucht der KZ-Schergen nach Südamerika) mitorganisiert hat, wird nur in einer vatikanfreundlichen Episode als "Opportunist" erwähnt. Das Buch gipfelt in der Vermutung, dass bei einem Weiterbestand des Dritten Reiches der nächste Holocaust den Katholiken gegolten hätte.
Geschichtsfälschung durch Weglassung - das werfen sich auch Israelis und Palästinenser vor. Denn was für die Israelis der Unabhängigkeitskrieg von 1948 und ein großer Sieg war, das nennen die Palästinenser "Nakba", die "Katastrophe": die Vertreibung der Palästinenser, die Zerstörung von Dörfern, die Abschiebung in Flüchtlingslager. Plötzlich unterbricht Otman die Diskussion, schaut in die Kamera: "Es war vereinbart, nicht über Politik zu reden, sondern nur über Identitäten. So war das nicht ausgemacht." Die arabischen Jugendlichen schauen verlegen zu Boden, Nili versteht ihren Kollegen, meint, wenn das der Geheimdienst sehe, sei mit Konsequenzen zu rechnen. Doch die Jugendlichen wollen das nicht so im Raum stehen lassen. Spontan veranstalten sie ein Fußballspiel der beiden Klassen, und weil da die arabischen Schüler erfahrungsgemäß gewinnen, herrscht bald wieder gute Stimmung. Nili meint, mit Tränen in den Augen: "Auch wenn es schmerzt, wir müssen Strategien finden, miteinander zu leben. Deshalb sind diese Friedenscamps so wichtig."
Am Abend sind Musik und Tanz angesagt, und man umarmt einander, ist unter Freunden. Der Abschied vor der Rückreise nach Israel wird tränenreich, und man merkt den Jugendlichen an, dass sie es ehrlich meinen. Für Ben war es das wichtigste Erlebnis in seinem bisherigen Leben, und auch Samah wird dieses Treffen nie vergessen. Ist da in den Gesichtern einiger Erwachsener ein Anflug von Scham, warum es nicht immer so sein kann?
Zwei Monate später treffen wir die Jugendlichen in Israel wieder, und nichts von ihrer Begeisterung ist verflogen. Wir treffen allerdings auch andere Kinder, die von der Gewalt, die sie erleben mussten, traumatisiert sind: "Als ich schlief, träumte ich von einem israelischen Flugzeug, das anfing, unser Haus zu beschießen und zu bombardieren. Ich war im Haus und fiel auf den Fußboden. Eine Rakete traf mich auf dem Kopf. Ich fühlte, wie mein Kopf von meinem Körper abfiel; ich hatte große Angst und wachte vor Schreck auf."
Dazu eine Therapeutin des Hadassah Spitals in Jerusalem: "Welche Auswirkung wird das auf die junge Generation haben, die der Gewalt Tag für Tag ausgesetzt ist? Einige Kinder, die Opfer der Gewalt wurden und überlebten, haben immer noch eine enorme Fähigkeit, auch das Leid ihres ,Feindes' nachzuvollziehen. Aber gesamtgesellschaftlich betrachtet führt die Gewalt zu mehr und mehr primitiven Verhaltensmustern. Beide Seiten identifizieren sich vollkommen mit der Rolle des Opfers und verleugnen ihre eigene Aggressivität." [*]
Walter Wehmeyers Dokumentarfilm "Naher Osten - Hoffnung und Trauma der Jugend" wird am 28. November bei der Jüdischen Filmwoche im Wiener Cinema de France uraufgeführt. Beginn 18.30 Uhr.
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Montag, 2. August 2004
Ein etwas anderes Ferienerlebnis: Peacecamp 2004
Ein Friedensprojekt von Hadassah Austria und drei SchülerInnengruppen aus Israel und Österreich
Ein Friedensprojekt von Hadassah Austria und drei SchülerInnengruppen aus Israel und Österreich
peacecamp, 01:17h
Vom 26.7. - 5.7.04 trafen sich, fernab von Stress und Alltag, in der Einsamkeit der kärntnerischen Kommende Rechberg, drei Gruppen von Jugendlichen - eine jüdisch-israelische, eine arabisch-israelische und eine österreichische Gruppe. 26 Kids, die zusammengekommen waren, um miteinander Aspekte ihrer persönlichen und ethnischen Identität zu besprechen, um einander besser kennen zu lernen und um sich und die jeweils Anderen besser zu verstehen.
Gemeinsame Sprache am Camp war Englisch, für niemanden der Beteiligten Muttersprache, doch oft wurden die Gespräche emotionaler und man fiel in die eigene Sprache zurück. Kreuz und quer wurde debattiert, übersetzt und vermittelt; nicht immer war klar, ob die Schwierigkeiten sprachlicher Natur waren oder nicht eher die Verständigungsschwierigkeiten zwischen den so unterschiedlichen Kulturkreisen widerspiegelten, aus denen die Jugendlichen kamen.
In diversen kreativen Workshops - Malen, Musik, Drama, Basteln - sowie in einer Reihe von Outdoor-Aktivitäten wurden die Jugendlichen vor Aufgaben gestellt, bei denen es darum ging, für ein gemeinsames Problem eine gemeinsame Lösung zu finden, oder das eigene - kulturell "gemischte" - Team im Wettkampf gegen andere Teams zum Sieg zu bringen. So mussten etwa 26 Kids eine Decke umdrehen, die 26 Paar Hände nicht auslassen durften, einen Teppich umdrehen, von denen 26 Paar Füße nicht hinunter treten durften, oder aber - als gemischtes Team, aber "gemeinsam in einem Boot" - am schnellsten über den See zu rudern, um das Rennen zu gewinnen.
All diese Aktivitäten wurden hinterher diskutiert und boten Gelegenheit, mit Charakter, Wesensart, Eigenschaften der verschiedenen Teilnehmer vertraut zu werden, aber auch sich selbst und Andere in unterschiedlichsten Problemsituationen zu erleben. "Warst du mit deiner Rolle zufrieden?" hieß es dann oft, und die Kids sollten sich überlegen, ob sie an die Problemstellung mit genügend Initiative, Fantasie und Engagement herangegangen waren, ob sie passiv geblieben, ungeduldig oder impulsiv geworden sind und wie sich dies auf die Möglichkeit, die gestellte Aufgabe zu lösen, ausgewirkt hat. Diese Nachbearbeitung von Situationen ermöglichte es, über die Art und Weise nachzudenken, in der sich Menschen Problemen stellen und nachzuvollziehen, wie sich Rivalisieren, Kämpfen, Kooperieren, zusammen- oder gegeneinander Arbeiten etc. auf die Möglichkeit, Probleme zu lösen, auswirken.
Es ging um das Erproben gemeinsamer, gewaltfreier Lösungen für gemeinsame Probleme, so wie um das Kennen lernen und Respektieren der Position des "Anderen" und ein gewaltloses Herangehen an zwischenmenschliche Konflikte. In zahlreichen Gesprächen hatten die Jugendlichen Gelegenheit, Aspekte ihrer jeweiligen sozialen, religiösen, kulturellen sowie individuellen Identität zu ergründen und einander ihr sozio-kulturelles Erbe zu vermitteln.
In den Monaten vor dem Peacecamp hatten alle drei Gruppen im Rahmen ihrer gesamten Schulklassen zu diesen Themen Vorarbeit geleistet, ein "Family Album" erstellt und in Interviews und Recherchen Informationen und Dokumente zusammengetragen, die die eigene Familie und deren Lebensgeschichte veranschaulichten. So konnten Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede in den diversen Lebensgeschichten von Familien entdeckt und besprochen sowie auch Verstrickungen zwischen den drei beteiligten Volksgruppen diskutiert werden.
Viele der Gespräche erfuhren am letzten Abend eine dramatische Bearbeitung und wurden in Form einer multimedialen Show einem etwa 60-köpfigen Publikum vorgeführt. Hier machte sich im Publikum oft große Betroffenheit breit, z. B. als aufgezeigt wurde, wie sehr Vorurteile und gegenseitiges Misstrauen der Eltern - Resultat ihrer traumatischen Lebensgeschichte - eine friedliche, freundschaftliche Annäherung von Menschen der jungen Generation erschweren:
"Was, nach Kalanswa, Mohammeds Familie besuchen?", sorgen sich Moshes Eltern, "Das ist furchtbar gefährlich, du weißt doch, dass die uns hassen."
"Zu Moshe nach Petach Tikwa!" entsetzen sich Mohammeds Eltern, "Nein, die mögen dich dort nicht, man wird dich dort ablehnen." Und so suchen die beiden Jungs nach einem Ort, an dem sie sich wie Gleichaltrige begegnen und befreunden könnten, und finden keinen. Selbst der geplante gemeinsame Kinobesuch scheitert, weil die Sicherheitskontrolle am Kinoeingang - für jeden der beiden Jungs so unterschiedlich und für Mohammed so beschämend - den Burschen die Lust dazu nimmt.
Es war vom Holocaust die Rede und davon, dass "Hatikwa" nicht für alle Menschen in Israel Hoffnung und Frieden bedeutet. Einige hörten zum ersten Mal das Wort "Nakbah" und erfuhren, dass es auch auf arabischer Seite Vertriebene, Entwurzelte, auseinander gerissene Familien gibt. Man weinte und tröstete einander und verstand, dass man etwas gemeinsam hatte mit dem Anderen, dem Fremden: die Erfahrung großen Leides und das Erkennen, dass man nicht nur Opfer und der Andere nicht nur Täter, sondern dass jeder Einzelne Teil einer langen, überlieferten, schwierigen, oft schmerzvollen Geschichte ist.
Es entstand auf diesem Camp auch irgendetwas Neues: die gemeinsam entworfene Friedensfahne, die am letzten Tag alle T-Shirts schmückte, der Ölbaum, der im Schulhof der österreichischen Schule gepflanzt wurde, und die in der Aula enthüllte Tafel mit den Worten "Ich vertraue dir" und dem Wort "Frieden" in deutsch, hebräisch und arabisch symbolisieren die Hoffnung, dass eine Begegnung dieser Art einen Samen pflanzt, aus dem Vertrauen und Frieden wachsen können.
Peacecamp 2004 wurde von Nili Gross (Israel) und Evelyn Böhmer-Laufer (Wien) konzipiert und unter der Patronanz von Hadassah Austria und ihrer Präsidentin Susanne Shaked mit Hilfe von Spenden aus dem Freundeskreis realisiert.
Ein Dokumentarfilm von Walter Wehmeyer, der während Peacecamp 2004 gedreht wurde, wird in Kürze als Kinofilm und als Fernsehdokumentation zu sehen sein.
Evelyn Böhmer-Laufer
Gemeinsame Sprache am Camp war Englisch, für niemanden der Beteiligten Muttersprache, doch oft wurden die Gespräche emotionaler und man fiel in die eigene Sprache zurück. Kreuz und quer wurde debattiert, übersetzt und vermittelt; nicht immer war klar, ob die Schwierigkeiten sprachlicher Natur waren oder nicht eher die Verständigungsschwierigkeiten zwischen den so unterschiedlichen Kulturkreisen widerspiegelten, aus denen die Jugendlichen kamen.
In diversen kreativen Workshops - Malen, Musik, Drama, Basteln - sowie in einer Reihe von Outdoor-Aktivitäten wurden die Jugendlichen vor Aufgaben gestellt, bei denen es darum ging, für ein gemeinsames Problem eine gemeinsame Lösung zu finden, oder das eigene - kulturell "gemischte" - Team im Wettkampf gegen andere Teams zum Sieg zu bringen. So mussten etwa 26 Kids eine Decke umdrehen, die 26 Paar Hände nicht auslassen durften, einen Teppich umdrehen, von denen 26 Paar Füße nicht hinunter treten durften, oder aber - als gemischtes Team, aber "gemeinsam in einem Boot" - am schnellsten über den See zu rudern, um das Rennen zu gewinnen.
All diese Aktivitäten wurden hinterher diskutiert und boten Gelegenheit, mit Charakter, Wesensart, Eigenschaften der verschiedenen Teilnehmer vertraut zu werden, aber auch sich selbst und Andere in unterschiedlichsten Problemsituationen zu erleben. "Warst du mit deiner Rolle zufrieden?" hieß es dann oft, und die Kids sollten sich überlegen, ob sie an die Problemstellung mit genügend Initiative, Fantasie und Engagement herangegangen waren, ob sie passiv geblieben, ungeduldig oder impulsiv geworden sind und wie sich dies auf die Möglichkeit, die gestellte Aufgabe zu lösen, ausgewirkt hat. Diese Nachbearbeitung von Situationen ermöglichte es, über die Art und Weise nachzudenken, in der sich Menschen Problemen stellen und nachzuvollziehen, wie sich Rivalisieren, Kämpfen, Kooperieren, zusammen- oder gegeneinander Arbeiten etc. auf die Möglichkeit, Probleme zu lösen, auswirken.
Es ging um das Erproben gemeinsamer, gewaltfreier Lösungen für gemeinsame Probleme, so wie um das Kennen lernen und Respektieren der Position des "Anderen" und ein gewaltloses Herangehen an zwischenmenschliche Konflikte. In zahlreichen Gesprächen hatten die Jugendlichen Gelegenheit, Aspekte ihrer jeweiligen sozialen, religiösen, kulturellen sowie individuellen Identität zu ergründen und einander ihr sozio-kulturelles Erbe zu vermitteln.
In den Monaten vor dem Peacecamp hatten alle drei Gruppen im Rahmen ihrer gesamten Schulklassen zu diesen Themen Vorarbeit geleistet, ein "Family Album" erstellt und in Interviews und Recherchen Informationen und Dokumente zusammengetragen, die die eigene Familie und deren Lebensgeschichte veranschaulichten. So konnten Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede in den diversen Lebensgeschichten von Familien entdeckt und besprochen sowie auch Verstrickungen zwischen den drei beteiligten Volksgruppen diskutiert werden.
Viele der Gespräche erfuhren am letzten Abend eine dramatische Bearbeitung und wurden in Form einer multimedialen Show einem etwa 60-köpfigen Publikum vorgeführt. Hier machte sich im Publikum oft große Betroffenheit breit, z. B. als aufgezeigt wurde, wie sehr Vorurteile und gegenseitiges Misstrauen der Eltern - Resultat ihrer traumatischen Lebensgeschichte - eine friedliche, freundschaftliche Annäherung von Menschen der jungen Generation erschweren:
"Was, nach Kalanswa, Mohammeds Familie besuchen?", sorgen sich Moshes Eltern, "Das ist furchtbar gefährlich, du weißt doch, dass die uns hassen."
"Zu Moshe nach Petach Tikwa!" entsetzen sich Mohammeds Eltern, "Nein, die mögen dich dort nicht, man wird dich dort ablehnen." Und so suchen die beiden Jungs nach einem Ort, an dem sie sich wie Gleichaltrige begegnen und befreunden könnten, und finden keinen. Selbst der geplante gemeinsame Kinobesuch scheitert, weil die Sicherheitskontrolle am Kinoeingang - für jeden der beiden Jungs so unterschiedlich und für Mohammed so beschämend - den Burschen die Lust dazu nimmt.
Es war vom Holocaust die Rede und davon, dass "Hatikwa" nicht für alle Menschen in Israel Hoffnung und Frieden bedeutet. Einige hörten zum ersten Mal das Wort "Nakbah" und erfuhren, dass es auch auf arabischer Seite Vertriebene, Entwurzelte, auseinander gerissene Familien gibt. Man weinte und tröstete einander und verstand, dass man etwas gemeinsam hatte mit dem Anderen, dem Fremden: die Erfahrung großen Leides und das Erkennen, dass man nicht nur Opfer und der Andere nicht nur Täter, sondern dass jeder Einzelne Teil einer langen, überlieferten, schwierigen, oft schmerzvollen Geschichte ist.
Es entstand auf diesem Camp auch irgendetwas Neues: die gemeinsam entworfene Friedensfahne, die am letzten Tag alle T-Shirts schmückte, der Ölbaum, der im Schulhof der österreichischen Schule gepflanzt wurde, und die in der Aula enthüllte Tafel mit den Worten "Ich vertraue dir" und dem Wort "Frieden" in deutsch, hebräisch und arabisch symbolisieren die Hoffnung, dass eine Begegnung dieser Art einen Samen pflanzt, aus dem Vertrauen und Frieden wachsen können.
Peacecamp 2004 wurde von Nili Gross (Israel) und Evelyn Böhmer-Laufer (Wien) konzipiert und unter der Patronanz von Hadassah Austria und ihrer Präsidentin Susanne Shaked mit Hilfe von Spenden aus dem Freundeskreis realisiert.
Ein Dokumentarfilm von Walter Wehmeyer, der während Peacecamp 2004 gedreht wurde, wird in Kürze als Kinofilm und als Fernsehdokumentation zu sehen sein.
Evelyn Böhmer-Laufer
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Freitag, 16. Juli 2004
...Just get on with the business of living....": peacecamp 2004
A peacecamp-project from Hadassah Austria
by Evelyn Böhmer-Laufer
A peacecamp-project from Hadassah Austria
by Evelyn Böhmer-Laufer
peacecamp, 01:39h
From June 26th to July 5th, 2004, 26 youths - 6th graders from Israel and from Austria - came together in Rechberg (Carinthia, Austria) to discuss facets of their personal, cultural and religious identity, and to practice non-violent conflict-resolution and problem-solving skills.
The students and their accompanying adult trainers came from three different high schools:
- the Jewish-Israeli Ramot Hefer High School, located in Sharon-area in the centre of Israel
- the Arab-Israeli Ibn Sina High School of the town Kalanswa, located in the centre of Israel within the so called "Green Line"
- the Alpen Adria High School of Völkermarkt in Carinthia, close to the Austrian-Slovenian border
Each school was represented by 8-9 students, half boys, half girls, all of them15-17 years old. A multiprofessional educational team of artists, teachers and outdoor-trainers who had accompanied the students through the preparatory phase within their school classes conducted the workshops on the camp. This team comprised progressive as well as conservative Jews, Moslems and Christians of various national, social and cultural origin.
Lots of the discussions on the camp focused on aspects of people's roots and identities, as well as on the different socio-cultural realities to which the three groups belonged.
When they discussed "what peace means to me ", this is what the group came up with:
- "Peace means freedom and safety, a society where everybody is equal"
- "Peace means no racism and equality"
- "When I hear the word 'peace', I think that life is forever and it's a world where people can exist together in the same land"
- "I do believe that peace is possible"
- "For me peace is harmony"
- "Peace means a truly JUST solution for everyone".
These thoughts, which could not easily be attributed to any of the groups were recited at the multi-media show performed on the last evening of the camp; the students were wearing white masks - symbolising the fundamental equality of people and the and the human identity we all share, with no regards to race, religion, nationality or gender. To make the masks, students had to form a circle of pairs and let their faces be covered with clay by their respective partners. They then discussed what if had felt like to "to put your face in somebody else's hands", just as they discussed any other activity that took place during those 10 days. Another exercise consisted in turning a carpet upside-down, with 26 pairs of feet standing on it - a nice metaphor for the political struggle over that shared piece of land claimed as homeland by both, Jews and Arabs. "What was helpful, what was disruptive in your attempt to solve this problem" was one of the most frequently asked questions on this camp, but also: "were you active or passive, did you take the initiative or were you more a follower", "how did you like your role and attitude - were you pleased with yourself, did you find your coping mode successful?"
Some of the discussions got really intense: the kids debated and translated, clarified and explained - and got stuck. The tower of Babel collapsed - and this was not due to a language problem, but to the issues, which were being discussed. The following sketch, called "Look back in Anger or Go Forward in Peace" ended in a deadlock.
Itamar (in English, to the Arab group): where are you from?
Fuad (English): from Kalanswa
Maia (English): that's near Tulkarem, isn't it?
Saida (English): But on the Israeli side
Anat (English): It's near Bet Lid. Ya know, my girlfriend's brother was killed there in a terrorist bombing in 1996 (Arab teacher translates into English for the Alain, who is Austrian)....
Silence
Fuad (Arabic): my cousin was killed by an Israeli soldier in Nablus, like one of the soldiers who was standing at the Bet Lid bus stop (Arab teacher translates this into English)
Silence
Albert (German): But aren't they all Israeli citizens?
Silence
Monika (German): he's asking: aren't you all Israelis?
Maia (English): We are, but Palestinians are blowing up buses with school children..
Ali (Arabic): and Israeli soldiers destroy Arab houses and take Arab lands..
Silence
Martin (German): wouldn't it be so much better if people could let go of the past and all the anger and just get on with the business of living? (Monika translates this from German into English for Albert, even though Albert understands English well)
Dan (English): Well, I guess it would be something you might suggest - what were YOUR people doing 60 years ago?????
Silence
Monika: well, at least for tonight, can we see if there is ANYthing we have in common???? Who likes Metallic?
Everyone: awesome
Just before the show the adults found that this sketch did not fully account for the complexity of the issue and decided that it had to be removed from the program. But instead of just skipping it, a "narrator" was called on stage to explain in quite a roundabout manner, why a certain - central - piece could not be performed: "The historic and current conflicts between the ethnic groups that converged on Völkermarkt was something that was easier to resist (underlined in the script for the show) discussing...which is natural (underlined by E.B-L.).
A few weeks before the peacecamp all three groups had worked within their whole school classes on "My roots, my identity, my family"; they had interviewed family members and collected all sorts of objects, which reflected their families' cultural, religious and personal heritage and traditions. On the camp these issues were discussed and shared with one another; heated discussions centred around issues like "am I more Israeli or more Jewish?” "What are you: Israeli or Moslem?" "Are all Israelis Palestinians”, "can one be an Israeli but not a Jew", "are all Austrians Christians" etc.
A variety of in- and outdoor activities offered exciting opportunities to discuss all these issues in all their complexity and to absorb and assimilate the variety of new elements discovered in the course of these discussions. Another element of the camp was group-activities aimed at finding new and non-aggressive modes of conflict-resolution and problem solving. The youths were confronted with situations which could be resolved only in co-operation with a (mixed) team: a rowing-competition across the lake, a treasure-hunt in the woods, putting up a show, designing a peaceflag together, composing a song, performing a dance etc. These were activities, which challenge the creativity and require the ability to cooperate with one another. And following each activity, a working through session -"what did it feel like...” "Were you pleased with your performance", or "what was in your way so that you could not do the task".
A final psychoanalytic group-session offered all participants - adults and kids - to scrutinise and process the thoughts and feelings, which had come up during the camp. It was the youth who manifested more readiness to dig into the depths of their souls, while some of the adults decided to "let the kids discuss amongst themselves" - and left after the first break. In this context, the Arab's feelings of inferiority, of not belonging and the lack of equality within the Israeli society became tangible. The Arab's sense of humiliation and shame about discriminating security procedures at the airport was focused upon, but also their dilemma between traditional role behaviour, still strongly adhered to within their families, and the socio-cultural codex of modern, western society shared by most of the Israelis (as well as by the young Austrians) of their generation.
With all the differences related to the very essence of the national, religious, cultural and social histories and identities of the participants, a real encounter took place on this camp and led, deep down, to a sense of mutual understanding and closeness.
Apart from the memory of an authentic encounter a few more lasting things remain after the peace camp: the peace flag, designed by the whole group of participants, printed on 36 T-shirts, the olive-tree planted in the Austrian school's courtyard, and the stone-tablet with the words "I trust you" and the word "peace" in Hebrew, Arabic and German, in its assembly-hall. Last, but not least, the tearful good-bye at the airport, with the promise of another reunion, "next year, in Israel”.
"Identity-Peace camp 2004" was accompanied by a film team (Walter Wehmeyer) and will be shown as a documentary film at the Jewish Film Festival in Vienna (November 2004) as well as on a number of TV-stations.
"Identity-Peacecamp 2004" was conceptualised by Evelyn Böhmer-Laufer (Austria) and Nili Gross (Israel) and was realised as a Hadassah Austria project by Mrs. Susanne Shaked, president of Hadassah Austria, Vienna.
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