Montag, 6. Dezember 2004
Peacecamp 2005: If you meet a stranger, talk to him
A Hadassah-Austria Project supported by European Union, Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst and KKS
Evelyn Böhmer-Laufer
Peacecamp 2005: identities unsolved? is a peace-building project at which 4 groups of adolescents of different cultural origin will explore aspects of their ethnic and personal identities. The adolescents come from regions which have had to cope and/or still cope with generations-old conflicts between the different ethnical groups who live there. One group from Austria, another from Slovenia as well as one Jewish-Israeli and one Arab-Israeli group will be part of the project. They will take part at adventurous and artistic activities in "culturally mixed teams" and discuss the ways in which they cope with these situations and interact with one another. Discussions around these activities will enable them to observe different modes of coping with shared problem situations, with creative tasks and/or with any conflicts which may arise in the course of their working together.

One focus of peacecamp will be talks and reflections about the various aspects of people's individual and group identities; before the camp, all participants will go through a preparation phase in their own home-countries, aimed at exploring aspects of their family's history - the cultural, social, religious and personal rites, habits and customs which are part of each family's or group's heritage. They will collect documents and put together a "Family Album" with which they will introduce themselves to one another on the camp and learn about the similarities and differences between groups, persons and cultures.

Under the guidance of four artists they will create/perform various creative acts which they will show/present to a larger public on the last day of the camp. All these will focus on the topic of people's identities. These activities will, as all others, be subjected to a "processing" during the days of the camp, to allow further explorations into the participant's individual, as well as group identities.

Group-discussions led by a group psychoanalyst will enable the young participants to explore the above topics more into depth, allowing to adress any prejudices or preconceptions about the respective "other" of each single group or person and to correct these in the face of the real encounter with the "real other".

Regular team-meetings led by a group psychoanalyst will allow the team to cope with their task of guiding this group of adolescents and to reach more awareness of the processes that will come up during the encounter.



Participants:
- 4 groups of 8-10 participants each, 15-17 years old, half girls, half boys : Slovenian, Austrian, Arab-Israelis, Jewish-Israelis
- 2 Adults group-leaders per group
- 4 artists
- 2 Psychoanalyst

An evaluation of the impact of this peace-building work with youth will follow.

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Freitag, 26. November 2004
"Auch wenn es schmerzt"



VON PETRUS VAN DER LET (Spectrum)
"Palästinenser sprengen Busse in die Luft." - "Und israelische Soldaten zerstören Häuser und nehmen arabisches Land." Israelische und palästinensische Schüler in einem österreichischen Friedenscamp: eine Dokumentation.






Frühling 2004. Auf dem Flughafen von Klagenfurt kommen 16 Jugendliche aus Israel mit Lehrern an: acht Mädchen und acht Burschen, die in den nächsten zehn Tagen mit Schülern des Alpen-Adria-Gymnasiums-Völkermarkt in Rechberg bei Eisenkappel ein Friedenscamp veranstalten. Die israelischen Jugendlichen kommen zur Hälfte von der jüdischen Ramot Hefer High School, einer regionalen höheren Schule in der Sharon-Ebene; die andere Hälfte stammt aus der arabischen Ibn Sina High School der Stadt Kalanswa, gehört also zur arabischen Minderheit in Israel. Sie mussten vor dem Abflug in Tel Aviv - im Unterschied zu den jüdischen Jugendlichen - eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen, und auf den Einwand einer Lehrerin, sie wären doch alle Israelis, meinte die Zollbeamtin nur lakonisch: "Das interessiert mich nicht." Darüber sind nun eher die Erwachsenen erregt, die Jugendlichen musizieren und freuen sich, sind doch einige von ihnen zum ersten Mal im Ausland.



Das psychologische Konzept zu dem Treffen stammt von der Psychotherapeutin Evelyn Böhmer-Laufer, die ursprünglich von zwei Wiener Schulen eine Zusage erhielt, die dann widerrufen wurde. Als Produzent eines Dokumentarfilms über das Camp stellte ich den Kontakt zum Alpen-Adria-Gymnasium her, das sofort bereit war mitzumachen, und dank der Unterstützung von Susanne Shaked, der Präsidentin von Hadassah Österreich, soll die Friedensinitiative nun sogar jährlich wiederholt werden.
Schon am ersten Tag mussten die Jugendlichen bei verschiedenen Aufgaben und Aktivitäten zusammenarbeiten, und so kam man bald ins Gespräch.
Maia: Ist Kalawansa nicht neben Tulkarem?
Saida: Ja, aber auf israelischer Seite.
Anat: Neben Beit Lid? Da kam 1996 der Freund meiner Freundin bei einem Terroranschlag ums Leben.
Fuad: Mein Cousin wurde in Nablus von einem israelischen Soldaten erschossen. Genau wie die Soldaten, die an der Bushaltestelle von Beit Lid standen.
Monika: Seid ihr nicht alle Israelis? (Stille)
Maia: Ja, aber Palästinenser sprengen Busse mit Schulkindern in die Luft.
Ali: Und israelische Soldaten zerstören Häuser und nehmen arabisches Land.
Martin: Wäre es nicht besser, die Vergangenheit einfach zu vergessen, einfach das Leben zu leben?
Dan: Na klar, das sagst du - was habt ihr denn vor 60 Jahren getan? (Stille)
Monika: Hey, lasst uns Musik machen. Wer mag Metallic?
Nach den Dreharbeiten wird heftig weiterdiskutiert - vor allem unter den Erwachsenen. Yoav erwähnt, dass einige der männlichen Selbstmordattentäter ihren Penis mit Metall schützen, um ihn unversehrt ins angebliche Paradies mit den vielen Jungfrauen zu retten, und fast alle sind sich einig, dass es nur Frieden geben wird, wenn sich die Israelis von den radikalen Siedlern distanzieren und die Palästinenser von den Selbstmordattentätern.
Die Jugendlichen wollen nach den Diskussionsrunden eher die Umgebung erkunden und stellen oft verblüffend klare Fragen: Waren die Kreuzzüge nicht auch eine Art "Heiliger Krieg"? Wurde nicht Europa jahrhundertelang von Religionskriegen erschüttert? Die 16-jährige Reut findet es ungerecht, dass man sich nicht für eine Religion entscheiden kann, sondern in sie geboren wird. Und fast alle Jugendliche wollen die Welt kennen lernen, reisen, dem Anderen, dem Fremden begegnen, um es zu verstehen.
Im Vorwort zur zweiten Auflage seines Buches "Die Gnosis und der Nationalsozialismus" hat Harald Strohm diese Diesseitsfreude als Gegensatz zum Gotteskriegertum - nicht nur der Nazis - analysiert: Wie ehedem beanspruchen auch die heutigen Gotteskrieger, die Welt mit Religion und transzendent verbürgten "Werten" zu erretten. Damit aber bezeugen sie, unwissend, aber klar, die Folgen der alten Weltverlorenheit. Denn in ihrer Sehnsucht, in ihrer Sucht nach Sinn und Erlösung Mal um Mal ins Leere flehend, projiziert sich zuletzt ihr Welt- und Selbsthass auf Dritte, die ihnen eben dadurch zu Repräsentanten des Bösen geraten. "Ihr liebt das Leben, wir den Tod", bekannten die muslimischen Massenmörder von Madrid im März 2004. Übersetzt ins psychologisch Richtige: "Ihr Europäer der Moderne lernt das Leben wieder lieben; aber wir, die wir noch verfangen sind in altem Wahn, hassen uns - und deshalb euch: denn Gott ist fern, uns aber groß und allmächtig." Bis auf weiteres bleibt freilich festzuhalten: Das Gotteskriegertum des Nationalsozialismus ist ob des Grads an Perversion, industrieller Perfektion und staatspolitischer Organisation mit dem des Islam nicht zu vergleichen.
Aber sollen wir angesichts des islamischen Gotteskriegertums wirklich jenen Beschwichtigungen glauben, die solchen "Islamismus" vom "wahren Islam" streng trennen? Die öffentliche Diskussion über den Islam hat noch nicht wirklich begonnen, meint Harald Strohm, zumindest noch nicht mit den Mitteln "der Moderne". Selbst elementare Einsichten blieben bislang unbeachtet; zum Beispiel die, dass jedes ideologische System in seinen Wirkungen kontextabhängig ist. Erst dieser Zusatz macht die verschiedenen Gesichter des "wahren Islam" verständlich. Denn natürlich hat auch der Islam - in entsprechenden Kontexten - das Zeug zu Friedfertigkeit, Weltoffenheit und kultureller Blüte. Aber in anderen Kontexten hat er - und hatte er schon unter Mohammed - eben auch aggressive, autoritäre und menschenverachtende Züge.
Eine weitere, spätestens seit Nietzsche und Freud etablierte Einsicht der Moderne lautet: Solange Menschen solche Schatten und Altlasten kollektiv verleugnen und verdrängen, schwelen sie untergründig weiter und bleiben gerade dadurch unberechenbar und gefährlich. Das gilt natürlich auch für das Christentum, wo nach 200 Jahren Aufklärung zwar keine Ketzer mehr brennen müssen, aber die Verdrängung von einem halben Jahrtausend Inquisition noch merkwürdige Blüten treibt: 1998 habe ich bei der Frankfurter Buchmesse dem Verleger Bernhard Meuser den Vorschlag gemacht, zu meinem Film "Herrn Hitlers Religion" ein Buch zu schreiben, was dieser begeistert aufnahm: "Das ist es - die Wurzeln des Nationalsozialismus in den esoterischen Bewegungen des 19. Jahrhunderts." Nach meinem Einwand, dass man wohl nicht alles der Esoterik in die Schuhe schieben könne und wohl auch christliche Traditionslinien aufzeigen müsse, habe ich von dem guten Mann nie wieder etwas gehört.
Sechs Jahre später liegt nun das Ergebnis meiner Anregung vor: "Hitlers Religion" von Michael Hesemann. Darin walzt der Autor zwar das Material aus meinen Filmen "Adolf Lanz - Mein Krampf", "Herrn Hitlers Religion" und "Erlöser" aus, aber eben unter Weglassung der christlichen Traditionslinien. Er stellt Hitlers Religion als Gegenreligion zum Christentum dar, vor allem zum Katholizismus. Der österreichische Bischof Alois Hudal, der schon in den Dreißigerjahren den Nationalsozialismus als die Ideologie für Christen bejubelt und nach dem Weltkrieg die "Rattenlinie" (Flucht der KZ-Schergen nach Südamerika) mitorganisiert hat, wird nur in einer vatikanfreundlichen Episode als "Opportunist" erwähnt. Das Buch gipfelt in der Vermutung, dass bei einem Weiterbestand des Dritten Reiches der nächste Holocaust den Katholiken gegolten hätte.
Geschichtsfälschung durch Weglassung - das werfen sich auch Israelis und Palästinenser vor. Denn was für die Israelis der Unabhängigkeitskrieg von 1948 und ein großer Sieg war, das nennen die Palästinenser "Nakba", die "Katastrophe": die Vertreibung der Palästinenser, die Zerstörung von Dörfern, die Abschiebung in Flüchtlingslager. Plötzlich unterbricht Otman die Diskussion, schaut in die Kamera: "Es war vereinbart, nicht über Politik zu reden, sondern nur über Identitäten. So war das nicht ausgemacht." Die arabischen Jugendlichen schauen verlegen zu Boden, Nili versteht ihren Kollegen, meint, wenn das der Geheimdienst sehe, sei mit Konsequenzen zu rechnen. Doch die Jugendlichen wollen das nicht so im Raum stehen lassen. Spontan veranstalten sie ein Fußballspiel der beiden Klassen, und weil da die arabischen Schüler erfahrungsgemäß gewinnen, herrscht bald wieder gute Stimmung. Nili meint, mit Tränen in den Augen: "Auch wenn es schmerzt, wir müssen Strategien finden, miteinander zu leben. Deshalb sind diese Friedenscamps so wichtig."
Am Abend sind Musik und Tanz angesagt, und man umarmt einander, ist unter Freunden. Der Abschied vor der Rückreise nach Israel wird tränenreich, und man merkt den Jugendlichen an, dass sie es ehrlich meinen. Für Ben war es das wichtigste Erlebnis in seinem bisherigen Leben, und auch Samah wird dieses Treffen nie vergessen. Ist da in den Gesichtern einiger Erwachsener ein Anflug von Scham, warum es nicht immer so sein kann?
Zwei Monate später treffen wir die Jugendlichen in Israel wieder, und nichts von ihrer Begeisterung ist verflogen. Wir treffen allerdings auch andere Kinder, die von der Gewalt, die sie erleben mussten, traumatisiert sind: "Als ich schlief, träumte ich von einem israelischen Flugzeug, das anfing, unser Haus zu beschießen und zu bombardieren. Ich war im Haus und fiel auf den Fußboden. Eine Rakete traf mich auf dem Kopf. Ich fühlte, wie mein Kopf von meinem Körper abfiel; ich hatte große Angst und wachte vor Schreck auf."
Dazu eine Therapeutin des Hadassah Spitals in Jerusalem: "Welche Auswirkung wird das auf die junge Generation haben, die der Gewalt Tag für Tag ausgesetzt ist? Einige Kinder, die Opfer der Gewalt wurden und überlebten, haben immer noch eine enorme Fähigkeit, auch das Leid ihres ,Feindes' nachzuvollziehen. Aber gesamtgesellschaftlich betrachtet führt die Gewalt zu mehr und mehr primitiven Verhaltensmustern. Beide Seiten identifizieren sich vollkommen mit der Rolle des Opfers und verleugnen ihre eigene Aggressivität." [*]
Walter Wehmeyers Dokumentarfilm "Naher Osten - Hoffnung und Trauma der Jugend" wird am 28. November bei der Jüdischen Filmwoche im Wiener Cinema de France uraufgeführt. Beginn 18.30 Uhr.

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Montag, 2. August 2004
Ein etwas anderes Ferienerlebnis: Peacecamp 2004
Ein Friedensprojekt von Hadassah Austria und drei SchülerInnengruppen aus Israel und Österreich
Vom 26.7. - 5.7.04 trafen sich, fernab von Stress und Alltag, in der Einsamkeit der kärntnerischen Kommende Rechberg, drei Gruppen von Jugendlichen - eine jüdisch-israelische, eine arabisch-israelische und eine österreichische Gruppe. 26 Kids, die zusammengekommen waren, um miteinander Aspekte ihrer persönlichen und ethnischen Identität zu besprechen, um einander besser kennen zu lernen und um sich und die jeweils Anderen besser zu verstehen.

Gemeinsame Sprache am Camp war Englisch, für niemanden der Beteiligten Muttersprache, doch oft wurden die Gespräche emotionaler und man fiel in die eigene Sprache zurück. Kreuz und quer wurde debattiert, übersetzt und vermittelt; nicht immer war klar, ob die Schwierigkeiten sprachlicher Natur waren oder nicht eher die Verständigungsschwierigkeiten zwischen den so unterschiedlichen Kulturkreisen widerspiegelten, aus denen die Jugendlichen kamen.

In diversen kreativen Workshops - Malen, Musik, Drama, Basteln - sowie in einer Reihe von Outdoor-Aktivitäten wurden die Jugendlichen vor Aufgaben gestellt, bei denen es darum ging, für ein gemeinsames Problem eine gemeinsame Lösung zu finden, oder das eigene - kulturell "gemischte" - Team im Wettkampf gegen andere Teams zum Sieg zu bringen. So mussten etwa 26 Kids eine Decke umdrehen, die 26 Paar Hände nicht auslassen durften, einen Teppich umdrehen, von denen 26 Paar Füße nicht hinunter treten durften, oder aber - als gemischtes Team, aber "gemeinsam in einem Boot" - am schnellsten über den See zu rudern, um das Rennen zu gewinnen.

All diese Aktivitäten wurden hinterher diskutiert und boten Gelegenheit, mit Charakter, Wesensart, Eigenschaften der verschiedenen Teilnehmer vertraut zu werden, aber auch sich selbst und Andere in unterschiedlichsten Problemsituationen zu erleben. "Warst du mit deiner Rolle zufrieden?" hieß es dann oft, und die Kids sollten sich überlegen, ob sie an die Problemstellung mit genügend Initiative, Fantasie und Engagement herangegangen waren, ob sie passiv geblieben, ungeduldig oder impulsiv geworden sind und wie sich dies auf die Möglichkeit, die gestellte Aufgabe zu lösen, ausgewirkt hat. Diese Nachbearbeitung von Situationen ermöglichte es, über die Art und Weise nachzudenken, in der sich Menschen Problemen stellen und nachzuvollziehen, wie sich Rivalisieren, Kämpfen, Kooperieren, zusammen- oder gegeneinander Arbeiten etc. auf die Möglichkeit, Probleme zu lösen, auswirken.
Es ging um das Erproben gemeinsamer, gewaltfreier Lösungen für gemeinsame Probleme, so wie um das Kennen lernen und Respektieren der Position des "Anderen" und ein gewaltloses Herangehen an zwischenmenschliche Konflikte. In zahlreichen Gesprächen hatten die Jugendlichen Gelegenheit, Aspekte ihrer jeweiligen sozialen, religiösen, kulturellen sowie individuellen Identität zu ergründen und einander ihr sozio-kulturelles Erbe zu vermitteln.

In den Monaten vor dem Peacecamp hatten alle drei Gruppen im Rahmen ihrer gesamten Schulklassen zu diesen Themen Vorarbeit geleistet, ein "Family Album" erstellt und in Interviews und Recherchen Informationen und Dokumente zusammengetragen, die die eigene Familie und deren Lebensgeschichte veranschaulichten. So konnten Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede in den diversen Lebensgeschichten von Familien entdeckt und besprochen sowie auch Verstrickungen zwischen den drei beteiligten Volksgruppen diskutiert werden.

Viele der Gespräche erfuhren am letzten Abend eine dramatische Bearbeitung und wurden in Form einer multimedialen Show einem etwa 60-köpfigen Publikum vorgeführt. Hier machte sich im Publikum oft große Betroffenheit breit, z. B. als aufgezeigt wurde, wie sehr Vorurteile und gegenseitiges Misstrauen der Eltern - Resultat ihrer traumatischen Lebensgeschichte - eine friedliche, freundschaftliche Annäherung von Menschen der jungen Generation erschweren:
"Was, nach Kalanswa, Mohammeds Familie besuchen?", sorgen sich Moshes Eltern, "Das ist furchtbar gefährlich, du weißt doch, dass die uns hassen."
"Zu Moshe nach Petach Tikwa!" entsetzen sich Mohammeds Eltern, "Nein, die mögen dich dort nicht, man wird dich dort ablehnen." Und so suchen die beiden Jungs nach einem Ort, an dem sie sich wie Gleichaltrige begegnen und befreunden könnten, und finden keinen. Selbst der geplante gemeinsame Kinobesuch scheitert, weil die Sicherheitskontrolle am Kinoeingang - für jeden der beiden Jungs so unterschiedlich und für Mohammed so beschämend - den Burschen die Lust dazu nimmt.

Es war vom Holocaust die Rede und davon, dass "Hatikwa" nicht für alle Menschen in Israel Hoffnung und Frieden bedeutet. Einige hörten zum ersten Mal das Wort "Nakbah" und erfuhren, dass es auch auf arabischer Seite Vertriebene, Entwurzelte, auseinander gerissene Familien gibt. Man weinte und tröstete einander und verstand, dass man etwas gemeinsam hatte mit dem Anderen, dem Fremden: die Erfahrung großen Leides und das Erkennen, dass man nicht nur Opfer und der Andere nicht nur Täter, sondern dass jeder Einzelne Teil einer langen, überlieferten, schwierigen, oft schmerzvollen Geschichte ist.

Es entstand auf diesem Camp auch irgendetwas Neues: die gemeinsam entworfene Friedensfahne, die am letzten Tag alle T-Shirts schmückte, der Ölbaum, der im Schulhof der österreichischen Schule gepflanzt wurde, und die in der Aula enthüllte Tafel mit den Worten "Ich vertraue dir" und dem Wort "Frieden" in deutsch, hebräisch und arabisch symbolisieren die Hoffnung, dass eine Begegnung dieser Art einen Samen pflanzt, aus dem Vertrauen und Frieden wachsen können.

Peacecamp 2004 wurde von Nili Gross (Israel) und Evelyn Böhmer-Laufer (Wien) konzipiert und unter der Patronanz von Hadassah Austria und ihrer Präsidentin Susanne Shaked mit Hilfe von Spenden aus dem Freundeskreis realisiert.

Ein Dokumentarfilm von Walter Wehmeyer, der während Peacecamp 2004 gedreht wurde, wird in Kürze als Kinofilm und als Fernsehdokumentation zu sehen sein.


Evelyn Böhmer-Laufer

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